Mittwoch, 26. Dezember 2012

Religion als Bollwerk gegen die Inhumanität

Ich lese gerade Die Verteidigung des Menschen: Warum Gott gebraucht wird von Jan Roß (Redakteur Politik DIE ZEIT). Ich bin eigentlich durch Zufall über einen Fernsehbeitrag zu diesem Buch gestolpert und war überrascht, zu welchen Thesen der Autor gelangt. Selbiges hatte ich mir – ansatzweise zumindest – selber schon des Öfteren gedacht. Allerdings so scharfsinnig und treffend ausformuliert habe ich es noch nie irgendwo gefunden. Hier ein kurzer Überblick:

Eine bisweilen hysterische Angst vor der Religion geht bei uns um – vor muslimischen Kopftüchern, Moscheen und Minaretten, vor bibeltreuen US-Reaktionären und einem stockkonservativen Papst, vor befremdlichen Bräuchen wie der Beschneidung. Zur Furcht kommt die Ignoranz: Aus dem herrschenden Bewusstsein ist die Glaubenstradition weithin verschwunden, auch die christliche. Wir leben nicht nur in einer Gesellschaft mit wachsender Religionsfeindschaft. Wir steuern auf eine Kultur des religiösen Analphabetismus zu. Dabei ist, wie Jan Roß zeigt, die Religion ihrem Wesen nach keine Gefahr für den Menschen, sondern im Gegenteil eine Bastion der Humanität. Die Suche nach Gott hat die kühnsten Gedanken inspiriert, die Ideen von Sünde, Ewigkeit und Gewissen haben unserem Selbstverständnis Tiefe gegeben. Religion ist eine Kraft, ohne die das Leben ärmer, enger und kälter wäre. Ihr zuerst verdanken wir die Utopie von Brüderlichkeit und Gleichheit. Die pure Diesseitigkeit dagegen legt dem Menschen Fesseln an und lässt ihn verkümmern. Eine provozierende Zeitdiagnose – und ein bewegendes Plädoyer für einen neuen religiösen Humanismus.

Die Verteidiger des Kruzifixes nennen es ein Kultursymbol und verharmlosen es. Doch der Gekreuzigte steht für ein Bild vom Menschen, das kostbar und bedroht ist. Mehr darüber (Auszug aus dem Buch)

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